Manchmal ... eigentlich sogar sehr oft, frage ich mich was wir in Deutschland machen würden, wenn es auf einmal keine Formulare mehr geben würde?! Als nur ein Beispiel. Ebenso könnte man Drucker entfernen, Vorlageschreiben, ... oder die Idioten - die sich dieser nicht grundsätzlich verkehrten Idee - fanatisch hingegeben haben und nun wirklich ALLES mit einem Formular von i-wem unterschrieben haben wollen.
Beispiel: Ich war eine Woche im Krankenhaus, drei Wochen zu Hause krank geschrieben durch eine Blockade im Kreuzbein die mir den Nerv im rechten Bein abgeklemmt hat.
Ich spreche nun meinen Arzt aktiv auf eine sogenannte Wiedereingliederung an. D.h. nicht direkt wieder voll einsteigen, sondern im Wochenrythmus langsam wieder reinkommen. In meinem Fall die erste Woche 3 Stunden, die nächste Woche 6 Stunden und in der dritten Woche 8 Stunden. Die Woche darauf ist die Wiedereingliederung abgeschlossen u ich darf wieder normal arbeiten.
Hm... das ja schön... aber wieso ist die Wiedereingliederung (sprich die Krankenkasse zahlt) erst abgeschlossen, nachdem ich eine Woche 8 Stunden (also meine normale Arbeitszeit) wieder arbeiten war?
Ich kenn mich wirklich nicht gut mit diesen ganzen Vorgaben, Regeln, Grundsätzen usw. aus, aber i-was loderte als Erinnerung auf von einem Reitunfall der zehn Jahre zurück liegt und ich dort ein halbes Jahr ausser Gefecht gesetzt war.
I-was mit 6 Wochen Lohnfortzahlung... danach gibts weniger.
Also werfe ich noch mal einen Blick auf meine momentane "Krankenakte".
1 Woche Krankenhaus, 3 Wochen zu Hause, 3 Wochen wieder Eingliederung ... in Erinnerung an meinen Mathematik Lehrer der wahrscheinlich heute noch verzweifelt den Kopf schüttelt wenn man ihn auf mich anspricht komme ich somit auf insgesamt 7 Wochen.
Hm... davon gehe ich aber die letzte Woche schon wieder normal arbeiten, es steht nur auf dem Papier das das noch zur Eingliederungsmassnahme gehört ... hm ...
Ein Anruf bei meiner Krankenkasse, mein Anliegen dem Berater meines Vertrauens erzählt und oh wunder, ich hab Recht.
Ein bisschen Stolz (wer freut sich nicht wenn er Recht hat) und gleichzeitig sauer nehme ich wahr, dass ich durch diesen tollen Plan von meinem Arzt die letzte Woche der Wiedereingliederung 30% weniger Geld bekomme. Gnarf.
Also werde ich am Donnerstag nach meinem Termin bei der Krankengymnastik - wo ich die geilste Massage schlechthin bekomme - direkt zum Arzt latschen u sagen: Hier, das ist so Schwachsinn, mach das richtig.
Naja ganz so neu ist das für mich nicht, wenn ich ehrlich bin...
Ihr habt noch einen Moment Zeit? Gut.
Nachdem ich schon seit Teenie-Tagen Probleme mit dem Essen habe,...
naja also nicht Probleme zu essen, schmeckt alles super und geht runter wie Öl, aber genau das ist das Problem. I-wann habe ich nicht mehr das Essen kontrolliert, sondern das Essen mich.
Klingt komisch, ist aber so. Das "normalen" Leuten zu erklären, ist auch ein wenig schwierig habe ich festgestellt, aber so kann man es am kürzesten erklären.
Aufgrund dieser Erkenntnis habe ich mich dann vertrauenvoll an meinen Arzt gewendet u gesagt, pass auf ich bin zu dick, alleine kann ich das nicht kontrollieren, ich möchte und brauche fachliche Hilfe.
Mein Arzt sagt mir also: Dafür brauchen wir ein Formular, dieses müssen sie sich von ihrer Krankenkasse zusenden lassen.
Ich nach Hause, Krankenkasse angerufen, Post bekommen mit tausend G104, G35 und ich-weiß-nicht-was-noch für Formulare.
Damit bin ich dann zu meinem Arzt. Mein Arzt sagt: Leider habe ich nicht die Berechtigung diese Formulare auszufüllen, weil das XY ist u das darf nur ein bestimmter Arzt, ich gebe ihnen eine Überweisung.
Bei dem Arzt mit der Wundertinte angerufen: In drei Wochen haben wir den frühstmöglichen Termin, flötet mich die Stimme am Telefon an. Ich frage mich, ob sie stolz darauf ist, dass sie mir erst in drei Wochen einen Termin geben kann bei Dr. Wunderfüller. Und viel mehr noch, ob sie stolz ist, dass sie bei Dr. Wunderfüller arbeiten und sich mit großer Hingabe der Nachfüll-Patronen widmen darf... aber ich schweife ab.
Tag X ist erreicht, ich sitze mit meiner Formular Flut vor Dr. Wunderfüller und mache mich seelisch nackig um ihm klar zu machen, wie sehr ich eine Reha-Massnahme zur Esstörung begrüßen würde und hoffe das er gleich mit seiner Wundertinte diesen Wunsch besiegeln wird. "Ne ne, sie sind bei mir nicht richtig. Das Formular was nur ich ausfüllen kann, ist das Formular für Rentner. Sind sie Renter?"
Mir wird wieder schlagartig bewusst, dass ich dieses Jahr genullt habe, mit einer drei davor *schwitz, panik bekomm* ... aber Rentner? In Gedanken notiere ich mir mit einer innerlichen Träne im Kopp das ich mich um Anti-Aging-Creme bemühen muss.
"Sie sind also kein Rentner. Dann muss Ihr Arzt einen Bericht anfertigen, der der Rentenversicherungsanstalt erklärt, warum sie in eine Reha-Massnahme sollen. Schließlich kann ich sie ja nicht beurteilen, da ich sie nicht kenne." Er gibt mir aber noch den Tip (wofür ich sehr dankbar bin) mich schon mal selbst im Internet zwecks einer geeigneten Klinik zu informieren u diese mit in den Antrag einfließen zu lassen.
Wo Dr. Wunderfüller Recht hat, hat er Recht. Für einen Moment überlege ich, wie es denn aber mit den Rentnern ist? Kennt er die etwa alle? Wurde er auserwählt um alle Rentner im Ort zu kennen und zu beurteilen? Ich beschließe darüber noch mal in einer ruhigen Minute nachzudenken.
Nachdem ich also drei Wochen für Nüsse gewartet habe sitze ich wieder vor meinem lieben Doc. und sage ihm das der Termin bei Dr. Wunderfüller Schwachsinn war. Ohne Erklärung warum ich drei Wochen verschwendet habe nimmt er lächelnd die Formulare entgegen und beginnt seinen "Aufsatz" zu schreiben. Ich dachte, nun wird alles gut. Denken ist nicht wissen -.-
Bereits zwei Wochen später bekomme ich einen großen Umschlag von der Rentenversicherungsanstalt (RVA). Die erste Seite hat zwei Gründe um mir Pipi in die Augen zu treiben. Eine gute eine schlechte.
Fünf Wochen wurde mir genehmigt (es gibt wohl 3 oder 5 die man bewilligt bekommen kann) ... in einer Spezialklinik für Kreislauf- und Herzkrankheiten. BÄHM!
Habe ich so eine gestörte Wahrnehmung? Bin ich gar nicht zu dick und futter wie ne Sau? Hatte ich einen Schlaganfall u dieses verdrängt?
Fragen über Fragen die es nun wieder mit meinem Arzt zu klären gilt.
Nach Rücksprache mit der RVA wurde die Klinik aufgrund des Arztberichtes ausgewählt. Ich sprach meinen Arzt darauf an und er hatte brav in den Bericht geschrieben das ich Bluthochdruck habe, Rückenbeschwerde usw. Er sagte die Klinik sei doch prima.
Hallo? Ich habe eine Esstörung und würde diese gerne behandeln lassen, nicht die Konsequenzen davon. Ausserdem bat ich ihn meine ausgesuchte Klinik (Spezialklinik für Esstörungen) mit zu erwähnen.
Er schrieb also den Arztbefund neu u setzte nun das eigentliche Anliegen ins Licht.
Nun ist der Widerruf bei der RVA und zähneknirschendes Warten zerrt an den Nerven.
Ich hoffe das der Sesselpupser der darüber entscheidet wo ich hin komme jetzt aufgrund des Formulares erkennt, was mit mir passieren muss.
Der Spruch wenn du dich auf ander verlässt bist du verlassen bekommt doch da eine ganz treffende Bedeutung. Drückt mir die Daumen!